Im Film Simpel muss ein Mann einsehen, dass er sich nicht rund um die Uhr um seinen “geistig” behinderten Bruder kümmern kann.
Oder gebe ich damit den Inhalt des Films zu einfach wieder? Am Ende des Films bleibt jedenfalls der behinderte Barnabas freudestrahlend in der Einrichtung Haus Sonnengarten zurück und winkt dem im Polizeiauto davonfahrenden Bruder ermutigend nach. Der Film hat so viel von dem, was ein zeitgemäßer Film gar nicht mehr unbedingt bräuchte: z.B. die Erklärung der Behinderung (“Sauerstoffmangel bei der Geburt”), die Kompensation der kognitiven Behinderung durch ein “großes Herz” (was gleich mehrfach thematisiert wird), die rein passive Nervigkeit des kognitiven Defizites (Barnabas stört nie absichtlich), das völlige Unverständnis einiger Menschen der Umgebung (der Vater ohrfeigt den behinderten Sohn!). Worauf wollte der Regisseur eigentlich hinaus? Dass man einen Menschen mit “geistiger” Behinderung nicht allein 24/7 beaufsichtigen kann und dass es daher auch keine Alternative zu einem Behindertenwohnheim gibt? (Simpel; Deutschland 2017; Regie: Markus Goller)
Susanne Hartwig