Es ist nicht so einfach, über Filme mit Menschen mit Behinderung zu reden.
Wir sprechen über einen Film mit einer Autistin in der Hauptrolle. In einer Szene umarmt sie ihren Vater. Ich frage die Studierenden, was daran besonders ist. Alle schweigen. Offensichtlich sieht niemand etwas Außergewöhnliches oder etwas Mitteilenswertes. Schließlich sagt jemand: „Im letzten Film, den wir gesehen haben, sah es so aus, als ob Autisten überhaupt keinen Lärm ertragen können.“ Ich sage: „Und dass sie Berührungen so weit wie möglich vermeiden.“ – Erzeuge ich gerade ein Stereotyp, damit ich erläutern kann, dass die Filmszene eben kein Stereotyp von Autismus reproduziert und daher neue Erfahrungen mit Autismus ermöglicht? Aber was bleibt dann hängen: das Stereotyp oder die neue Erfahrung?
Susanne Hartwig