Ich stolpere heute über den interessanten Begriff “cognitive ableism”.
Ableism(us) bedeutet, kurz gesagt, Menschen aufgrund einer Beeinträchtigung zu diskriminieren. Rassismus, Sexismus, Ableismus – diese Begriffe stehen in einer Reihe. Wenn wir von “cognitive ableism” (frei übersetzt mit: Diskriminierung aufgrund von kognitiven Fähigkeiten) reden, heißt das, dass ganz gezielt eine bestimmte Form von Beeinträchtigung diskriminiert wird. Mit jedem Satz wie “Der ist doch eine Dumpfbacke!” oder “Die ist auch nicht die hellste Kerze auf der Torte!” sind wir potentiell kognitiv ableistisch. Wir werten kognitive Besonderheiten ab und machen uns über Menschen mit geringem kognitivem Potential lustig. – Dürfen wir dann niemanden mehr als “dumm” bezeichnen? Das klingt übertrieben. Aber wir könnten uns schon Gedanken darüber machen, ob wir “dumm-in-einer-bestimmten-Situation” meinen (d.h. jemand hätte etwas besser machen können, hat es aber schlechter gemacht) oder ob wir “dumm-als-Eigenschaft” meinen. Und ob wir über beides in gleicher Weise lachen sollten.
Susanne Hartwig