In dem Film My feral heart versorgt ein junger Mann mit Down-Syndrom sich selbst und seine bettlägerige Mutter ganz allein.
Selbstständigkeit ist von zentraler Bedeutung für erwachsene Menschen mit “geistiger” Behinderung. Der Protagonist des Films My feral heart, Luke, hat keine Probleme damit, unabhängig zu leben. Sehr realistisch ist das nicht. Mir drängt sich die Frage auf, ob solche filmischen Darstellungen eher gut oder eher schlecht sind. Denn einerseits mahnen sie die Zuschauer:innen, das Potential von Menschen mit “geistiger” Behinderung nicht zu gering einzuschätzen. Andererseits bauen sie aber eine Art ideale Parallelwelt auf, deren Distanz zur gelebten Realität frustrieren kann. Ob ein Zuschauer/eine Zuschauerin eher das Positive oder eher das Negative in solchen Darstellungen sieht, hat vermutlich sehr viel mit seiner/ihrer eigenen Erfahrung mit “geistiger” Behinderung zu tun.
(My feral heart, UK 2016, Regie: Jane Gull).
Susanne Hartwig