Inklusion (1)

Immer noch wird viel zu oft eine geglückte Anpassung als Inklusion ausgegeben.

Schon wieder habe ich einen Artikel gelesen, in dem von “Inklusion” die Rede ist. Eine junge Frau mit Down-Syndrom hat einen Hauptschulabschluss und den Sprung auf den ersten Arbeitsmarkt geschafft. Dass ein Mensch mit Trisomie 21 mit erheblichem Aufwand (auch des familiären Umfelds) im deutschen Schulsystem mithalten kann, ist eine außergewöhnliche Leistung, aber doch nicht Inklusion. Außer wenn sich Schule, Arbeitsstelle und Mitmenschen gleich mitverändert haben. Wenn nicht, ist es nur eine außergewöhnliche Anpassung. Wieso ist es so schwer, sich Inklusion vorzustellen als ein gegenseitiges Verändern? Vielleicht, weil man sich gegenseitiges Verändern nicht so gut theoretisch vorstellen kann, sondern praktisch ausprobieren muss?

(Ilka aus der Mark/Christoph Goldbeck, “Mit Marie, das wird was”, Süddeutsche Zeitung vom 2. Dezember 2022, https://www.sueddeutsche.de/projekte/artikel/wissen/trisomie-down-syndrom-inklusion-e701005/?reduced=true)

Susanne Hartwig