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Amalgam – inklusiver Metal
Jakob Kelsch
Über die inklusive Kraft des Metals.
Metal ist mit ausgedehnten Gitarrenriffs, dröhnendem Bass und schnellem Schlagzeug ein hartes Genre. Was hat diese Musikrichtung, mit ihren rauen Klängen und ihrem martialischen Impetus, nun mit Inklusion oder Behinderung zu tun? Selbstverständlich gibt es – wie in jeder Subkultur – auch hier zweifelhafte Individuen und problematische Tendenzen. Nach eigener Beobachtung stellt sich die Metal-Szene aber, trotz der Härte der Musik, allgemein immer wieder als recht tolerant heraus.
Die Hamburger Band Amalgam besteht aus vier Mitgliedern mit kognitiver Beeinträchtigung (Tourette, ADHS, Down-Syndrom und Epilepsie) und ist Teil des inklusiven Künstler*innenkollektivs barner 16. Auf ihrer Spotify-Seite beschreibt die Band sich selbst mit “Doom, Thrash, Death – alle Sorten! Amalgam sind Metal mit alles und scharf”. Dementsprechend pflegen sie in ihren Songs eine raue Gangart. Mit keifendem Gesang monotonen Riffs und düster-melodischen Passagen, erschafft die Band eine dichte Atmosphäre und lässt sich wohl am ehesten in den Doom-Metal, als auch in den Melodic-Black-Metal einordnen.
2024 konnte die Band auf dem Wacken-Festival auftreten, das mit rund 85.000 Besucher*innen eines der größten Metal-Festivals der Welt ist – ein veritabler Ritterschlag. Der NDR berichtete in einem kurzen Beitrag darüber:
Amalgam sind nicht die einzige Band mit Musiker*innen mit Behinderung. Sie sind aber eine der vermutlich wenigen Bands mit einem Frontsänger mit Down-Syndrom und sicherlich die erste Band dieser Art, die auf dem Wacken spielen konnte. Es handelt sich um ein gelungenes Zeichen dafür, dass der Metal – und die Musik generell – die Möglichkeit schafft, Menschen unabhängig von ihrer Herkunft, ihren Eigenheiten oder anderen Faktoren zusammenzuführen. Offensichtlich sind die Fans und Musiker*innen, des Metal genauso divers wie dessen unzählige, sehr unterschiedliche Spielarten.