Ausdruck

Nicht wenige Theaterbesucher sind von der besonderen Ausdruckskraft von Schauspieler:innen mit “geistiger” Behinderung unerklärlich berührt.

Sie können oft nicht sagen, was genau sie derartig anspricht. Vielleicht ist es das unmittelbare Erleben dieser Menschen, die ausdrücken, was in ihnen vorgeht, innerhalb eines thematischen Rahmens, der von dem jeweiligen Theaterstück gesetzt wird. Die ehemalige Regisseurin des Berliner Theaters RambaZamba drückt das so aus: “[Unsere Schauspieler:innen] erleben [die Texte] anders, sie leben in einem Kosmos von gelebten Erfahrungen, Verletzungen, Verdrängungen und Tröstungen, der uns nicht zugänglich ist, im Spiel aber plötzlich hervorbricht und alles Selbstverständliche in Frage stellt. Der Zugang zum Unbewußten liegt näher, ist durchlässiger, und an bestimmten, nicht bekannten Nahtstellen bricht Unterbewußtes hervor – wie Träume, Erinnerungen, archaisches, mythisches Material. Und auf unglaubliche Weise erfinden sie Metaphern und Symbole.“ (Gisela Höhne, „Spiel und Subversivität – das Theater Rambazamba.” In: Bernd Ruping (Hg.), Theater, Trotz und Therapie, Lingen: Verlag der Emsländischen Landschaft 1999, S. 89).

Susanne Hartwig