Barrierefreiheit

Ein Gedankenspiel: Ich will einen Menschen, der sich im Rollstuhl bewegt, in meine Stadt zu einem Vortrag einladen.

Was muss ich alles beachten? Zum Beispiel: Ist das Hotel, der Frühstücksraum, das Vortragsgebäude, der Vortragsraum im Rollstuhl erreichbar? Wie groß sind die Umwege, die man in Kauf nehmen muss? Dazu noch die Suche nach „barrierefreien Restaurants“ für den gemütlichen Ausklang des Tages. Das Ergebnis der Suchmaschine ist ernüchternd (kaum Treffer) und nicht immer wird klar, was genau barrierefrei ist, Gastraum oder zum Beispiel auch die Toiletten. Ein Restaurant gibt die Information, dass die Toilette im Nebengebäude rollstuhlgeeignet sei. Was für Lösungen könnten wir gemeinsam finden?

Susanne Hartwig

Barrierefreiheit

Stell Dir einmal eine vollkommen barrierefreie Kreuzung vor.

So lautete ein Gedankenspiel, das ich bei Peter Fuchs gelesen habe. Er schreibt: “In Neubrandenburg haben wir das Gedankenexperiment durchgespielt, was alles erforderlich an einer Straßenkreuzung wäre, um jeder Form der Behinderung (und nicht nur der paradigmatischen des Rollstuhlfahrers) Mobilität (als Vorbedingung totaler Inklusion) zu ermöglichen. Es zeigte sich, daß die Blinden, die Rollstuhlfahrer und kleinwüchsige Personen recht leicht (wenn auch unter finanziellem Aufwand) berücksichtigt werden können, aber schon nicht mehr geistig Behinderte, extrem langsam gehende Menschen, stark mehrfachbehinderte Personen usw.” Und dann käme noch hinzu, dass das, was für Menschen mit Sehbehinderung eine Orientierung wäre (Bordsteinkanten), für Menschen im Rollstuhl eine Barriere ist. Barrierefreiheit ist komplex; menschliche Hilfeleistungen werden immer wieder nötig sein.

Peter, Fuchs, “Behinderung und Soziale Systeme. Anmerkungen zu einem schier unlösbaren Problem” [2002], https://www.fen.ch/texte/gast_fuchs_behinderung.htm

Susanne Hartwig