Behinderung in der Weltliteratur

In der Weltliteratur sind Menschen mit Behinderung immer präsent gewesen.

Figuren, deren körperliche, psychische oder kognitive Abweichungen nach unserem heutigen Verständnis als Behinderung klassifiziert werden können, bevölkern Kunst und Literatur zu allen Zeiten. In der Weltliteratur finden sich besonders prominente Beispiele in Shakespeares Richard III (um 1583), Herman Melvilles Moby-Dick (1851), William Faulkners The Sound and the Fury (1929), Harper Lees To Kill a Mockingbird (1960) oder Kenzaburo Ōes Eine persönliche Erfahrung (1964), um nur einige Werke zu nennen, die in den Literary Disability Studies häufig zitiert werden. Erst ab der zweiten Hälfte des 20. Jahrhundert wird Behinderung dabei nicht mehr nahezu ausschließlich als etwas dargestellt, das auf etwas Anderes verweist – einen schlechten Charakter, Hilflosigkeit, gesellschaftliche Missstände oder Ähnliches -, sondern als ein individuelles Merkmal unter vielen. Dass dieses Merkmal nicht zwingend etwas Tragisches an sich hat, wird erst im 21. Jahrhundert zu einer Idee vieler Texte.

Susanne Hartwig