Konferenzbericht
Integration vor und hinter dem Vorhang
Martha Ehrtmann
„Inklusion“ – ein Begriff, der in Politik und Medien kontinuierlich aufgegriffen wird. Aber was umfasst Inklusion? Und wo liegen die Abgrenzungen zu anderen Konzepten wie Integration und Differenzierung? Ende 2018 wendete sich eine Tagung dem Thema zu.
Welche Chancen und Risiken Inklusion, Integration und Differenzierung bieten, wird auch in künstlerischen Texten debattiert. Diese sind bislang jedoch noch kaum in den Fokus der literaturwissenschaftlich ausgerichteten Kulturwissenschaften geraten.
Der von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderte internationale Kongress “Inklusion, Integration, Differenzierung“ am Lehrstuhl für Romanische Literaturen und Kulturen (Prof. Dr. Susanne Hartwig) der Universität Passau näherte sich daher Schlüsselbegriffen der Inklusionsdebatte über Literatur, Film und Theater in der spanischsprachigen Welt an.
Nicht nur Theater über, sondern auch mit Behinderung
Unter dem Originaltitel „Inclusión, integración, diferenciación: la diversidad funcional en la literatura, el cine y las artes escénicas“ ging es dabei nicht nur darum, wo fiktionale und semifiktionale Texte Menschen mit und ohne Behinderung thematisieren. Auch das Mitwirken an diesen Texten von Menschen mit Behinderung behandelte die internationale Tagung.
Dabei wurden verschiedene Fragestellungen einbezogen: Wie drücken sich z. B. Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen im (professionellen) Theater aus? Wie entsteht ein Film über sehbehinderte Menschen unter Mitwirkung von sehbehinderten Menschen?
Verknüpfung von Theorie und Praxis
Die Tagung fand vom 29. November bis 02. Dezember 2018 in spanischer Sprache statt. Sie stellte einen weiteren Schritt zur Konsolidierung einer internationalen Forschergruppe “Disability Studies in der Hispanistik” dar. Neben Text-, Film- und Theateranalysen kamen auch Regisseurinnen und Regisseure sowie Leiterinnen und Leiter inklusiver Theater zu Wort, um die Begriffe Inklusion, Integration und Differenzierung aus der Praxiserfahrung heraus zu analysieren.
Für die Hispanistik stellt diese Mischung aus theoretischen und praktischen Ansätzen wissenschaftliches Neuland dar. Dieses erkundeten im Rahmen der Konferenz eingeladene Fachkolleginnen und -kollegen, die sich bereits mit dem Thema Disability Studies in ihrer Forschung beschäftigt hatten. Zudem nahmen Menschen aus der Praxis (Theater und Tanz) teil, die über konkrete Inklusionsprojekte berichteten und Proben ihrer Arbeit zeigten.
Weitere Informationen, das Programm, Abstracts zu den Vorträgen und Presseberichte zum Kongress finden sich auf der Website der Veranstaltung.