Inklusives Dorfleben?
In dem Dokumentarfilm „Uwe geht zu Fuß“ lebt eine norddeutsche Kleinstadt angeblich Inklusion.
Es ist ein anrührender Film, der aus der Perspektive der Akzeptanz gedreht wurde. Uwe, 1943 mit dem Down-Syndrom geboren, gilt in Heikendorf als „Urgestein“, als „Institution“. Auf den Festen im Jahreswechsel ist er immer dabei, trägt Uniform, tanzt, wird von allen gegrüßt und ist die erste Anlaufstelle im Fußballverein. Die interviewten Bürgerinnen und Bürger aus Heikendorf haben ihn gern. Seine runden Geburtstage feiert er in großem Kreis. Viele kennen ihn schön seit Jahrzehnten und sind mit ihm groß geworden. An einer Stelle sagt ein Sonderpädagogik-Professor, das sei gelebte Inklusion. Auf dem Land ist sie also möglich? Uwe kann nicht lesen und schreiben, er spielt nicht selbst Fußball und selbstverständlich wird auch nicht von möglichen Frauen in seinem Leben berichtet. Ganz am Ende sagt jemand etwas von einem „ewigen Kind“. Ist das Inklusion? Und die Schwester? Von ihr erfahren wir nur, dass die Liebe „hundertfach zurück“ kommt. Inwiefern hat das Down-Syndrom ihres Bruders sie mitbehindert?
Susanne Hartwig