Eine Gruppe von Kulturwissenschaftler:innen schaut einen Film, in dem ein Mann mit Down-Syndrom die Hauptrolle spielt – und redet danach nicht über Behinderung!
Der Film hat wenigen gefallen. In der anschließenden Diskussion wird das stereotype Männer- und Frauenbild stark kritisiert: die Frau als strafende Göttin, der Vatermord als Voraussetzung für die Selbstfindung, die Abwesenheit der Mutterfigur usw. Und dann wird gefragt, wer den Film komisch findet. Niemand so richtig. Mir persönlich war das Männer- und Frauenbild nicht so wichtig. Aber es freut mich schon, dass wir nicht über das Down-Syndrom, nicht über die schauspielerische Leistung des Hauptdarstellers, nicht über Stereotype “geistiger” Behinderung sprechen. Behinderung wird “nicht mal ignoriert”, wie die Umgangssprache so schön sagt. Das ist für mich der Beginn von Normalität.
Susanne Hartwig