Sich sattsehen

Für viele Menschen im Publikum sind Menschen mit “geistiger” Behinderung auf der Bühne etwas Außergewöhnliches.

Sie dürfen erst einmal ganz lange hinsehen. Die Menschen mit “geistiger” Behinderung betrachten. Was sicher auch anstrengend ist. Denn: „Für ein Publikum, das weder den Umgang mit Behinderung gewohnt ist noch die Selbstverständlichkeit behinderter Profis auf der Bühne, kann die Hypersichtbarkeit eine Herausforderung, wenn nicht sogar eine Hürde sein. Sie müssen ihre normierten Sehgewohnheiten erst befriedigen und sie dann überwinden, d.h. sie müssen der Tatsache, dass sie Behinderte sehen und anschauen dürfen, was ja den meisten als Tabu eingetrichtert worden ist, zunächst nachkommen.“ (Theater Thikwa/Claudia Lohrenscheit (Hg.), Theater. Rebellion. Die Ausweitung der Kunstzone – Theater Thikwa. Oberhausen: Athena 2018, S. 44).

Susanne Hartwig