In dem Theaterstück “Die vielen Stimmen meines Bruders” fehlt eine Stimme.
Der Bruder namens Lotto hat einen angeborenen Gendefekt und sitzt, seit er denken kann, im Rollstuhl. Seine Sehkraft lässt nach und der Druck auf die Stimmbänder nimmt zu, so dass zu befürchten ist, dass er bald verstummen wird. So begibt er sich mit seiner Schwester auf die Suche nach einer neuen Stimme. Sie sprechen von Lottos Träumen, von den Hindernissen, die ihm die Gesellschaft in den Weg legt und von der Frage, ob die Schwester überhaupt über ihn sprechen darf. Ich habe mich während der gesamten Aufführung gefragt, wo eigentlich einmal die Schwester zu Wort kommt und über sich spricht? Auch sie muss doch mit der Behinderung des Bruders leben.
(Die vielen Stimmen meines Bruders, Text: Magdalena Schrefel mit Valentin Schuster; Uraufführung 2023)
Susanne Hartwig