Was wir lieber haben

Wenn wir wählen können, wählen wir das, was wir für das Beste halten. Was bedeutet das für das, was wir nicht gewählt haben?

Peter Singer schreibt: Die meisten von uns möchten lieber ein Kind mit normalen kognitiven Fähigkeiten haben, wenn sie vor die Wahl gestellt werden. Wenn es hart auf hart kommt, ist es vorbei mit der schönen Fiktion von der Gleichwertigkeit allen menschlichen Lebens. Singer könnte mit dem ersten Teil seines Satzes Recht haben. Würde jemand aktiv z.B. ein Kind mit einer schweren Behinderung einem Kind ohne schwere Behinderung vorziehen? Wer wählen kann, wünscht sich was. Aber wenn sie wählen könnten, würden viele Menschen auch lieber ein Mädchen/einen Jungen, ein intelligentes, ein sportliches, ein ruhiges, ein hübsches, ein starkes, ein pflegeleichtes, ein… Kind haben. Machen auch diese Wünsche die Vorstellung von der Gleichwertigkeit des menschlichen Lebens zu einer Fiktion? 

(Originalzitat: „Most of us prefer to have a child with normal cognitive abilities when we have that choice. When it comes to the crunch, the fiction that we believe in the equal value of all human life breaks down, here as in other areas of life-and-death decision making.“ Peter Singer, “Speciesism and Moral Status,“ in: Eva Feder Kittay/Licia Carlson (Hg.), Cognitive Disability and Its Challenge to Moral Philosophy, Chichester: Wiley-Blackwell 2010, 330-344, hier: S. 44).

Susanne Hartwig