Ziemlich beste Freunde

Der Film über einen Querschnittgelähmten und seinen Pfleger war ein Kassenschlager. Zu Recht?

Zugegeben: Der Film steckt voller Klischees. Und ja: Er gibt vor, schonungslos zu zeigen, was es bedeutet, nur den Kopf und keinen anderen Körperteil bewegen zu können, und liefert dann doch das eher gefällige Bild des Schöngeistes Philippe. Dieser verfügt trotz Behinderung über fantastische Möglichkeiten (Privatjet! Rundumbetreuung! Sportwagen!), weil er eben stinkreich ist. Der Film ist gute Unterhaltung und baut Berührungsängste ab. Ist es aber falsch, den Menschen mit Behinderung von einem Schauspieler ohne Behinderung spielen zu lassen? Ich denke nicht. Denn im Spiel François Cluzets zeigt sich immer wieder der Körper als Verankerung des Menschen, in dem auch der kraftvolle Geist seine Wurzeln hat. Sei er auch noch so unbeweglich, ist der Körper doch ein unabdingbarer Teil Philippes. Gerade der nichtbehinderte Schauspieler macht das subtile Wechselspiel zwischen Beeinträchtigung und Nicht-Beeinträchtigung sinnfällig.

(Intouchables/deutsch: Ziemlich beste Freunde, Frankreich 2011; Regie: Olivier Nakache/Éric Toledano)

Susanne Hartwig