Zusammenarbeit

Theater und Film arbeiten unterschiedlich mit Menschen mit „geistiger“ Behinderung zusammen.

Der Film kann seine Figuren freier gestalten als das Theater. Szenen können wiederholt, Längen, Unsicherheiten und Pannen durch Schnitt und Montage integriert – oder einfach neu gedreht werden. Im Theater hingegen kann die physische Präsenz der Körper und die Spontaneität der Schauspieler:innen jederzeit auch die noch so sorgfältig vorbereitete Inszenierung durchkreuzen. Was wie ein Nachteil klingt, kann aber auch als Vorteil des Theaters gelten: Theaterregisseur:innen müssen ihre Schauspieler:innen viel besser kennenlernen, um sie künstlerisch optimal einsetzen zu können. Sie arbeiten mit den Menschen mit „geistiger“ Behinderung über einen langen Zeitraum intensiv zusammen. Denn alle Texte und Bewegungsabläufe einer Aufführung müssen reproduzierbar sein und im Zusammenspiel exakt funktionieren. Die Arbeit mit Körper und Stimme muss daher passgenau auf Menschen mit „geistiger“ Behinderung zugeschnitten sein. Am Filmset hingegen überwiegen die Personen ohne Behinderung. Sie dominieren die Art und Weise der gemeinsamen Arbeit. Das merkt man vielen Filmen an: Sie integrieren zwar einen Menschen mit “geistiger” Behinderung, geben ihm aber oft nicht die Möglichkeit, auch die Zusammenarbeit zu prägen.

Susanne Hartwig