Bauen ohne Barrieren

Interview

Von alltäglichen Stolperfallen und anderen Hindernissen

Martha Ehrtmann

Barrierefreiheit ist ein wichtiger Baustein, um Inklusion voranzutreiben. Aber wie ist es eigentlich an der Universität Passau mit der Barrierefreiheit bestimmt? Im Gespräch mit Tobias geht es um architektonische Hilfen für Sehbehinderungen. Hierfür sind an der Universität gute Ansätze vorhanden.

Tobias treffe ich in der belebten Cafete, wo gerade viele Studenten eine Lernpause bei einem Kaffee einlegen. Wir sind uns schnell einig, dass wir unseren Standort wechseln wollen und gehen in den ruhigeren Innenhof des Nikolaklosters. Dort spreche ich mit Tobias über Bücherkisten als Stolperfallen, normfreie Treppenstufen und komplexe Architektur: Es geht um die Barrierefreiheit an der Universität Passau.

Würdest du dich kurz vorstellen?
Ich bin Tobias und bin wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Uni. Ich arbeite bei FORWISS am Forschungsinstitut für Informatik und Mathematik der Universität Passau. Davor habe ich meinen Master in Informatik, ebenso wie meinen Bachelor in Passau absolviert.
Aufgrund des Usher-Syndroms, einer kombinierte Seh- und Hörbehinderung, bin ich auf einen Blindenstock angewiesen. Ich kann in meinem Sichtfeld nur einen 5-Grad-Winkel wahrnehmen, das bedeutet, nur Dinge, die direkt vor mir sind.

Was bedeutet Barrierefreiheit denn für dich? Was verstehst du darunter?
Für mich ist das eine relativ umfangreiche Sache von Einzelsituationen. Beispielweise Orientierungshilfen wie gute Ausleuchtung und Ausschilderung. Ich persönlich finde es hilfreich, wenn Treppen und Aufzüge mit Markierungen versehen sind, wenn also zum Beispiel die erste und letzte Stufe markiert ist.
Außerdem mag ich es, wenn Gebäude einfach und vorhersehbar aufgebaut sind. Das hilft mir einen Überblick zu bekommen und ist gut für meine Gesamtorientierung. Die kann mir erleichtert werden, indem Handläufe und Treppenstufen die gleiche Länge besitzen. Im Philosophicum ist das zum Beispiel nicht der Fall, da bin ich schon öfters über die Stufen gefallen.
Da ich an der Universität arbeite, brauche ich auch eine bestimmte Ausstattung für die Arbeit am Rechner. Also passende Bildschirmgröße und die Möglichkeit mir alles auf meine Bedürfnisse hin richtig einstellen zu können.

Da wir schon beim Philosophicum waren: Findest du unsere Uni barrierefrei? Wie würdest du sie auf einer Skala von 1 bis 10 (schlecht bis sehr gut) bewerten?
Eine 7. Im Vergleich mit anderen Gebäuden oder öffentlichen Plätzen wird an der Universität immer weiter daran gearbeitet Barrierefreiheit zu schaffen, auch wenn noch Luft nach oben ist.

Welches Gebäude hat am meisten Nachholbedarf?
Ich bin nicht in jedem Gebäude gleich oft, aber das Nikolakloster (NK) stellt mich vor die größten Herausforderungen. Historisch bedingt wurde da sehr komplex gebaut und es ist eben kein neueres Gebäude, die zwar langweilig, aber vorhersehbar sind.

Was wünscht du dir denn für mehr Barrierefreiheit? Welches Gebäude wäre da ein gutes Vorbild?
Wahrscheinlich das IT-Zentrum an der Universität, aber auch nur, weil ich mich da am besten auskenne und dort am meisten Zeit verbringe. Es ist auch eines der neueren Bauten, bei denen man merkt, dass da an Barrierefreiheit gedacht wurde.
Trotz dieser Barrierefreiheit am ITZ stellen sich mir manchmal im Alltag Hürden in den Weg. Einmal stand eine Bücherkiste im Gang auf dem Weg zu meinem Büro und da mein Sichtfeld eingeschränkt ist, habe ich die Bücher nicht gesehen und bin hingefallen. Da habe ich mich sehr erschrocken. Aber so ist das eben, man kann im Alltag nicht alle Situationen in den Gedanken der Barrierefreiheit miteinbeziehen.