Wenn Familien von Menschen mit Behinderung gezeigt werden, ist oft ein Mensch ohne Behinderung dabei, der sich aufopfert. Dida ist ein schöner Film darüber, wie man sein eigenes Leben weiterführt.
Dida (Schweiz 2021; Regie: Nikola Ilić/Corina Schwingruber Ilić) erzählt von der Mutter des Regisseurs. Dida ist eine Person “mit Lernschwierigkeiten” – in anderen Worten: mit einer leichteren „geistigen“ Behinderung – und hat ihren Sohn mit Hilfe ihrer eigenen Mutter großgezogen. Ilić zeigt das Zusammenleben der beiden Frauen über einige Monate hinweg. Als die Großmutter stirbt, muss Dida ihr Leben neu organisieren, gegen die Einsamkeit kämpfen, allein einen Haushalt führen und ihr Geld einteilen. Einige Schwierigkeiten treten auf und immer wieder steht die Frage im Raum, ob Dida zu Ilić und seiner Frau ziehen soll. Denn es ist bald klar, dass sie ganz allein nicht zurechtkommt. Ein Hund und eine Haushaltshilfe, die alle paar Tage vorbeischaut, sind die Lösung. Der Film zeigt sensibel, welchen Weg der Sohn zurücklegt, ehe ein neues Gleichgewicht gefunden ist. Ein Gleichgewicht, das nicht die Frage „Du oder ich?“ stellt, sondern beiden, Mutter und Sohn, die Möglichkeit gibt, ein Leben zu leben, das ihnen entspricht.
Susanne Hartwig