Lachgemeinschaften?

Konferenzbericht

Es darf gelacht werden – auch bei Behinderung

Täglich tun wir es oft um die 15 Mal, wir lachen. Dennoch gibt es Umstände, wo Lachen nicht „hingehört“. Bei Behinderung zum Beispiel. Die Tagung Anfang Oktober widmete sich diesem Zwiespalt.

Obwohl Komik und Behinderung gerade in den Künsten immer wieder zusammengedacht werden (beispielsweise in Filmkomödien), gibt es so gut wie keine theoretisch und methodisch fundierten Auseinandersetzungen mit dieser Thematik in den Kultur- oder Sozialwissenschaften.

Komisches Neuland

Genauso wenig existiert ein Zusammendenken von ‚Behinderung und Komik‘ unter der Doppelperspektive von Literatur (Film, Theater) als Symbol- und Sozialsystem. Gerade bei Inklusionsdiskussionen sind aber Fragen nach dem Potential des Lachens und der Komik und deren Ambivalenz von weitreichender Bedeutung: Denn das Lachen kann ein- und ausschließen.

Sieht man Lachen und Komik als menschliche Reaktionen auf Beeinträchtigungen von Handlungsmöglichkeiten an, wird diese Ambivalenz unmittelbar deutlich: Es wird wegen und trotz der Behinderung gelacht, über und mit den betroffenen Menschen.

Drahtseilakt Lachen

Der Lachende schwankt dabei zwischen Gegensätzen im Fühlen, Wünschen, Denken, Beurteilen oder Wollen. Zudem bewegt sich der Handelnde zwischen gegensätzlichen Kommunikationen und Handlungen. Als innerer Konflikt erzeugt Ambivalenz Angst, das Gefühl von Kontrollverlust und damit Spannungszustände, die Entscheidungen blockieren, jedoch auch kreative Lösungen ermöglichen.

Aus diesen Überlegungen ergeben sich Einzelfragestellungen, die in der Tagung auf vier theoretischen Ebenen diskutiert wurden: Diese sind Einzelbeispiele, Rolle des Körpers, normative Aspekte und Komikkritik. Unter dem Thema „Lachgemeinschaften? Komik und Behinderung im Schnittpunkt von Ästhetik und Soziologie“ fand die interdisziplinäre Tagung vom 6. bis 8. Oktober an der Universität Passau statt.

Verbindung von Theorie und Praxis

Zwei Gesprächsrunden mit Menschen aus der Praxis visualisierten praktische Konsequenzen von Komik im Bereich Behinderung und halfen bei einer besseren Bewertung und Analyse dieser. Die Vortragenden setzten sich aus Vertreterinnen und Vertreter der Sozial-, Erziehungs-, Literatur-, Kultur-, Medien-, Theater- und Filmwissenschaften zusammen. Und stellten fest: Es darf gelacht werden.

 

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