Inklusives Theater in Theorie und Praxis

Neuer Sammelband

All inclusive? Die Arbeit des inklusiven Theaters

Susanne Hartwig

Wie kann Künstlern mit Lernbehinderungen eine Stimme gegeben werden? Der Sammelband Gemeinsam/Together sucht Antworten in Theorie und Praxis, vervollständigt durch Interviews mit beteiligten Kunstschaffenden.

Gemeinsam/Together (Cover: Verlag Peter Lang).

Wo und wie werden im europäischen Kulturbetrieb Menschen mit sogenannter geistiger Behinderung berücksichtigt? Gibt es Orte des Austauschs, Orte von Gemeinschaft und Gesellschaft, Orte, an denen das schon vorbildhaft gelingt? Gibt es sogar ein gemeinsames Theater?

Diese Fragen stehen am Anfang des Sammelbandes Gemeinsam/Together, dem mittlerweile 4. Band der Schriftenreihe “Images of Disability. Literature, Scenic, Visual, and Virtual Arts”. Die zunächst theoretische Betrachtung wird durch die praxisnahen Antworten von Theatermacherinnen und -machern ergänzt. Kunstschaffende wie Regisseurinnen und Regisseure, Dramaturginnen und Dramaturgen, Schauspielerinnen und Schauspieler berichten in Interviews aus ihrem Alltag in sogenannten inklusiven Theatern.

Ästhetik inklusive

In inklusiven Theatern arbeiten Menschen mit und ohne sogenannter geistiger Behinderung zusammen. Die in den späten 1980er Jahren überall in Europa entstanden Theater haben sich mittlerweile aus dem Schatten der Rehabilitation und der Freizeitbeschäftigung gelöst. Im Laufe der vergangenen Jahre sind sie zu ästhetisch anspruchsvollen professionellen Theatern herangereift, wobei keines dem anderen gleicht und unterschiedliche Theatertypen existieren.

Dabei nehmen es inklusive Theater inzwischen problemlos mit anderen professionellen Theatergruppen auf. Denn aufgrund der herausragenden künstlerischen Ausgestaltung ihrer Stücke, verzeichnen inklusive Theater schon längst auch außerhalb spezialisierter Festivals Erfolge.

Ein Blick hinter und vor die Kulissen

Die Beiträge des Sammelbands fragen danach, wie die Idee dieses Theaters entstand. Zudem werden auch Prozesse hinter den Kulissen beleuchtet, die ablaufen (müssen), bevor die Ausgestaltung auf der Bühne überhaupt stattfinden kann. So stellt sich beispielsweise die Frage nach der Organisation der Zusammenarbeit oder der eigentlichen Entstehung der Aufführungen.

Die Bewahrung der Essays und Interviews in ihrer Originalform, sowie die sprachliche Diversität sorgen nicht nur für die Abbildung der Diversität des inklusiven Theaters, sondern auch für Authentizität. Damit will das in Form und Inhalt ungewöhnliche Lesebuch Gemeinsam/Together Anstöße für neue mögliche Denkweisen geben und der Idee des inklusiven Theaters treu bleiben: Jeder ist dabei, auf die eigenen individuelle Weise.

Gemeinsam Zukunft gestalten

Denn mithilfe inklusiver Initiativen, wie der des Theaters, findet eine Neugestaltung des Zusammenlebens von Menschen mit und ohne Behinderung statt. Ungerechtigkeiten werden abgebaut und Horizonte erweitert, während der Weg in ein neues, gemeinsames Together bereitet wird.

Der Sammelband ist im Peter Lang Verlag erschienen. Hier geht es zur Verlagsseite.